Handbuch SQR Prime

Benutzen des Rettungsgerätes

Vorflugcheck

Für die maximale Sicherheit sollte vor jedem Flug zusätzlich zum allgemeinen Vorflugcheck Folgendes kontrolliert werden:

  • Prüfe nach, ob der Rettungsauslösegriff richtig am Gurtzeug/externen Container sitzt.
  • Kontrolliere deine Ausrüstung auf sichtbare Schäden, die die Flugtauglichkeit gefährden könnten.
  • Prüfe, ob der externe Container/Verschluss des Rettungsfachs korrekt verschlossen oder verbunden ist.
  • Es wird empfohlen, bei jedem Flug möglichst früh kurz mit der Hand zum Rettungsauslösegriff zu fassen. Dadurch erinnerst du dich an seine Lage und übst die Auslöse- bzw. Wurfbewegung mental.

Auslösen und Werfen des Rettungsgeräts

Bitte halte dich im Notfall an die folgenden Schritte:

  • Greife den Rettungsauslösegriff energisch mit einer Hand.
  • Ziehe in einer Seitwärts-/Aufwärtsrichtung fest am Griff, um die Splinte (oder andere Arten des Griff-Sicherungssystems) zu lösen und ziehe Innencontainer und Rettungsgerät aus dem Gurtzeugfach oder Frontcontainer heraus.
AchtungDie optimale Wurfrichtung ist abhängig vom Gurtzeughersteller bzw. dem externen Container in Verbindung mit deinem Rettungsgerät und dem verwendeten Innencontainer. Die Seitwärtsbewegung (nicht auf-, vor- oder rückwärts) funktioniert bei den meisten Systemen am besten. Der Kompatibilitätstest hilft dir, deine optimale Wurfrichtung herauszufinden und zu üben!
  • Wirf das Rettungsgerät von dir und dem Gleitschirm weg, so schnell und kraftvoll, wie du kannst - denke daran, dass du es loslassen musst! Ansonsten öffnet sich das Rettungsgerät nicht!

Minimaler Zeitverlust beim Auslösen des Rettungsgeräts ist im Ernstfall das Wichtigste!

AchtungZÖGERE NICHT, handle schnell. Die meisten Rettungsgerätauslösungen sind zu nahe am Boden.

Notfallsituationen nahe Grund können schnell kritisch werden. Bei hohen G-Belastungen, schneller Rotation oder hoher Fluggeschwindigkeit wird das Werfen des Rettungsgeräts erheblich erschwert! Um solche Situationen zu vermeiden, muss reagiert werden, bevor hohe G-Belastungen oder kritische Fluggeschwindigkeiten entstehen. Der sofortige Wurf des Rettungsgeräts ist die beste Lösung bei Bodennähe.

Die Wurfrichtung sollte niemals in Richtung Gleitschirm und seinen unzähligen Leinen erfolgen (auch wenn du hoffst, dort bald die Rettungskappe zu sehen). Werfe das Rettungsgerät nach aussen, nicht in das Zentrum der Rotationsbewegung. Beim Wurf nach aussen unterstützt die Fliehkraft das Öffnen des Rettungsgeräts, und gleichzeitig ist ein Verhängen in den Leinen unwahrscheinlicher.

Wenn der Retterwurf die Fangleinen impulsartig spannt, öffnet sich die Rettungskappe schneller. Werfe so kraftvoll, wie du kannst! Im Ernstfall kann eine hohe Auslösekraft den Öffnungsprozess erheblich beschleunigen.

Sinkphase

Sobald die Rettungskappe geöffnet ist, hast du ein Zeitfenster (normalerweise drei bis fünf Sekunden,) in dem dein Gleitschirm unbelastet ist. Wenn der Gleitschirm wieder fliegen will, Anströmung und Geschwindigkeit zurückerlangt, wird es zunehmend schwerer, ihn zu kontrollieren. Die Steuerungskraft nimmt zu, und das Risiko eines Leinenverdrehers (Twist) am Gleitschirm und der daraus resultierende Verlust der Kontrolle über die Gleitschirmkappe wird wahrscheinlicher.

AchtungEs wird dringend empfohlen, dass der Pilot nach der Rettungsöffnung den Gleitschirm SOFORT flugunfähig macht!

Am besten gelingt das, indem er den Gleitschirm durch Herunterziehen bzw. symmetrisches Wickeln beider Bremsleinen stallt. Das hilft, um das System zu stabilisieren und minimiert Störungen im Verhalten des Rettungsgeräts, wie z.B. Pendeln, Scherenstellung, oder seitliches Abdriften. 

AchtungDie stetige Weiterentwicklung von Gleitschirm und Rettungsgerät führt zu einem höheren Problemverhalten. Daher ist es von enormer Bedeutung, dass nur eins der beiden Geräte fliegt.

Während Leistung und Verhalten der Rettungskappe wichtig sind, ist noch wichtiger, dass der Gleitschirm flugunfähig gemacht wird - bis zur Landung. Der vorherige Absatz beschreibt den Weg, um den Gleitschirm am Fliegen zu hindern. Jeder Flugversuch des Gleitschirms ruft eine Gegenreaktion der SQR-Rettung hervor, Pendeln oder Scherenstellungen sind die Folge, bis schliesslich der Boden erreicht wird. Angenommen, der Gleitschirm ist flugunfähig durch symmetrisches Wickeln der Bremsleinen - dann muss dieser Zustand bis zum Boden beibehalten werden. Bei vorherigen Freigeben der Bremsleinen kann es zu extremen Schaukelbewegungen kommen, da beide Schirme fliegen wollen. Durch die Schaukelbewegungen entstehen grössere Sinkgeschwindigkeiten, und die Wahrscheinlichkeit, bei der Landung verletzt zu werden, ist höher.

Landung

Landetechnik

Um das Verletzungsrisiko zu minimieren, solltest du, wenn möglich, die Fallschirm-Landehaltung anwenden: Beine und Füsse zusammen - nicht kreuzen, leicht gebeugt. Füsse sind senkrecht zum Boden. Schau nicht nach unten, sondern zum Horizont - wenn du den Boden berührst, roll dich schrittweise flüssig ab: Füsse, Knie, Hüfte, Rücken und Schultern.

Wasserlandung

Falls du im Wasser landest, muss dir bewusst sein, dass das Luftvolumen im Gurtzeug-Rückenprotektor das Gurtzeug aufschwimmen lässt und deinen Kopf ins Wasser drehen kann. Versuch rauszukommen und dein Gurtzeug als Rettungsring zu verwenden.

Massnahmen nach der Landung

Nach der Landung solltest du – wenn erforderlich – das Rettungsgerät kontrollieren, indem du die Kappenmitte an den Mittelleinen nach innen ziehst. Starker Wind kann das Rettungsgerät nach der Landung aufblasen, dich über den Boden ziehen und so Verletzungen verursachen.

Vergiss nicht, den Innencontainer zu suchen und einzusammeln – ohne ihn kannst du das Rettungsgerät nicht wieder packen. Wenn du den Container verlierst, kontaktiere bitte den Rettungsgeräte- oder Gurtzeughersteller, um einen neuen Container, passend für dein System, zu erwerben. Das Benutzen eines unpassenden Containers beeinträchtigt die Flugtüchtigkeit deines Rettungssystems!

Überprüfung

Nach jeder Auslösung ist eine Nachprüfung und ein ordnungsgemässes Neupacken zwingend notwendig! Falls die Möglichkeit einer Beschädigung des Rettungssystems nicht ausgeschlossen werden kann, muss eine komplette Nachprüfung vor dem Neupacken durchgeführt werden. Falls irgendwelche Zweifel bestehen, wende dich bitte an eine fachkundige Person.